AllbauKulturpreis wurde vergeben

Bernice Lysania Ekoula Akouala, Aaron Stratmann, Marita Bullmann und Axel Braun sind die Träger des 2. AllbauKulturpreises, der dieses Mal im Residenzsaal von Schloss Borbeck verliehen wurde. Zum 25-jährigen Jubiläum der AllbauStiftung und zum 100-jährigen Bestehen der Allbau GmbH hatte das kommunale Wohnungsunternehmen den Kulturpreis der Stadt Essen in 2019 mit einem Preisgeld von 10.000 Euro ins Leben gerufen. Mit der Auszeichnung werden alle zwei Jahre Persönlichkeiten, Vereine, Verbände, Vereinigungen oder Institutionen geehrt, die sich durch ihr kulturelles Engagement für die Stadt Essen in herausragender Weise verdient gemacht oder durch ihre innovativen Aktivitäten das kulturelle Angebot bereichert haben.

Bernice Lysania Ekoula Akouala, geboren 1989 in Brazzaville, ist eine multidisziplinäre Künstlerin, studierte Sozialpädagogin und Community Organisatorin aus Essen. Seit ca. sechs Jahren ist sie mit ihren Spoken Word Texten unter dem Namen Lysania auf den unterschiedlichsten Bühnen im ganzen Land unterwegs. Ihr facettenreiches Wesen und Schaffen lässt sich dabei ins Zusammenspiel von Poesie, Aktivismus, BIPoC* Empowerment-Arbeit sowie Theater verorten. Mit ihren Texten begeistert sie nicht nur auf Bühnen im ganzen Land, sondern trifft damit vor allem den Geist unserer Zeit. Ihre Worte gelten als gesellschafts- und rassismuskritisch, provokant, laut und gleichzeitig bedacht. Ein Ausdruck von Schwarzem und (queer-)feministischem Widerstand und Dekonstruktion eurozentrischer Geschichtsschreibung/Wissensvermittlung. Dieser Gedanke spiegelt sich auch in Lysanias Verständnis von Community Arbeit wider, die einerseits versucht, die Vielfältigkeit Schwarzer Lebensrealität sichtbar zu machen und andererseits diese Lebensrealität in Aktionen und Worten zu vereinen. (Emilene Wopana Mudimu)

Aaron Stratmann alias Aaron.St, wurde 1981 im Ruhrgebiet geboren und ist als freischaffender Künstler und Kulturorganisator aktiv. Er kommt aus der künstlerischen Malerei, hat seinen Weg über die Videoprojektion zur Installation gefunden und ist ausgebildeter Damenschneider. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der Konzeption und Umsetzung von Bühnen-, Raum-, Flächeninstallationen und Wandmalerei. Inhaltlich beschäftigt er sich mit alternativen Lebensräumen, Wunschmaschinen, Musik, Instrumenten und dem Tanzen an sich. Viele Arbeiten sind sowohl für die Betrachtung am Tag und in der Nacht gemacht. Aaron.St arbeitet auch an der Schaffung von Orten und Möglichkeiten - einige Projekte sind auch in der Soziokultur zu verorten, so u.a. Beatplantation, Flabbergasted (Musik & Kunst Festivals), Hin&Weg die Wandergalerie, Anis&Zauber - der vegane Wintermarkt, oder Varieté Grapiller. Aaron.St arbeitet mit einem eingespielten Team, das die Umsetzung dieser Projekte erst möglich macht. Aktuell widmet er sich viel der Arbeit als Einzelkünstler in seinem Atelier.

Marita Bullmann lebt und arbeitet als Künstlerin in Essen. Ihre Arbeiten wurden in ganz Europa, Nord- und Südamerika und Asien gezeigt. Sie beschreibt ihre Arbeiten folgendermaßen: „Sie sind Auseinandersetzungen mit alltäglichen Dingen: vertrauten Materialien, Handlungen, Räumen und Orten. Ich suche eine direkte Begegnung zwischen Körper und Raum. Meine Arbeitsweise kann als zeitlich ephemerer, orts- und situationsspezifischer Prozess verstanden werden.“ Marita Bullmann ist unter anderem auch Mitbegründerin des Aktionslabors PAErsche. Das ist der Arbeitstitel des Aktionslabors, das sich 2010 gründete und von etwa 30 Künstler*innen aus den Regionen Rheinland / Ruhrgebiet und Nachbarländern wie Belgien, Niederlande und Österreich getragen wird. Marita Bullmann arbeitet als Performance-Künstlerin, Fotografin und Installationskünstlerin. Sie engagiert sich in der aktiven Netzwerkarbeit, ist zusammen mit Boris Nieslony Mitbegründerin des Performance-Netzwerks PAErsche, organisiert das jährlich in Essen stattfindende Performance-Festival Interval und hat zusammen mit Denis Bury das Vernetzungsprojekt zeit.raum.ruhr entwickelt.

Ausgangspunkt der künstlerischen Forschungspraxis von dem ebenfalls in Essen lebenden und arbeitenden Axel Brauns ist das Anthropozän, der Einfluss menschlichen Handelns auf unseren Planeten. In seinen mixed media Installationen zeigt der Künstler anhand von Fallstudien, wie zeitgenössische Landschaften durch die stetige Ausweitung der Technosphäre zu unfreiwilligen Monumenten gesellschaftlicher Prozesse werden. Ausgangspunkt dafür sind umfangreiche Recherchen zum Landschaftsbegriff im Erdzeitalter Anthropozän, welches durch Auswirkungen menschlichen Handelns auf das Erdsystem geprägt ist und Vordenker und Ideen späterer Umweltbewegungen hervorgebracht hat. Seit 2011 sammelt der Künstler und Fotograf Fallstudien zu kontrovers diskutierten Infrastrukturprojekten. Er sucht nach (welt-)weit gestreuten Beispielen für die anhaltende Ausweitung der Technosphäre. Oft sind die verbleibenden Landschaften Monumente komplexer gesellschaftlicher Zusammenhänge. Im Rahmen des Langzeitprojektes DISTURBED HARMONIES [Anthropocene Landscapes] beschäftigt sich Axel Braun mit kontrovers diskutierten Infrastrukturen und vom Menschen gestalteten Landschaften. Ein konkreter Ruhrgebietsbezug öffnet sich mit Axel Brauns künstlerischer Arbeit zum aufwendigen Renaturierungsprozess der Emscher. Ziel ist es dabei immer, den Weg der Menschheit in ein von ihr bestimmtes Erdzeitalter exemplarisch nachzuvollziehen.

Oberbürgermeister Thomas Kufen freut sich über das kulturelle Engagement der Allbau GmbH. „Mit dem AllbauKulturpreis wird das herausragende kulturelle Engagement in unserer Stadt im besonderen Maße gewürdigt. Auch dieses Jahr wurden dabei wieder ganz herausragende Künstlerinnen und Künstler aus sehr unterschiedlichen künstlerischen Disziplinen ausgezeichnet, die hoffentlich noch viele kreative Projekte in und für Essen realisieren werden!”

Über die Preisverleihung entscheidet eine unabhängige Jury. Sie bestand zu dieser Verleihung aus Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain, Aslı Sevindim (Leiterin der Integrationsabteilung im NRW-Familienministerium), Stefan Hilterhaus (Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer von PACT Zollverein), Dr. Uwe Schramm (Geschäftsführer Kunsthaus Essen), Sven Thielmann (Kulturjournalist und Fotograf aus Essen), Johanna-Yasirra Kluhs (Freie Dramaturgin) und Jochen Sander (AllbauStiftung). Die Auszeichnung setzt voraus, dass die bzw. der/die Preisträger*in aus Essen stammt, in Essen lebt oder ein erkennbarer Bezug zur Stadt Essen vorliegt. Bewerbungen sind nicht möglich.

Stifter des vergebenen Kulturpreises ist die AllbauStiftung, die nun schon seit über 28 Jahren kulturelle Projekte in den Stadtteilen Essens unterstützt. Seit ihrem Bestehen hat sie über 850 Projekte mit einer Summe von rund € 2,1 Mio. gefördert. Sie decken das gesamte Spektrum der Stadtteilkultur ab, angefangen beim Theater - insbesondere dem Tanztheater - über Literatur, Musik und der bildenden Kunst. „Die Allbau-Stiftung ist Ausdruck der traditionell gewachsenen und auch in die Zukunft reichenden engen Verbundenheit mit der Stadt Essen und den Menschen und ihren kulturellen Beiträgen und Begegnungen in den Stadtteilen und Stadtquartieren. Der Allbau-Kulturpreis soll die Projektförderungen der AllbauStiftung ergänzen und außergewöhnliche kulturelle und künstlerische Leistungen würdigen oder fördern“, so Allbau-Kommunikationsleiter Dieter Remy.